Rede des Ministers infolge der Geiselnahme in Wasserbillig

Es war mir wichtig die Schlussfolgerungen aus dem Wasserbilliger Geiseldrama zu ziehen.

Die tragischen Ereignisse, die sich während 28 Stunden an diesem Mittwoch und an diesem Donnerstag hier in Luxemburg und insbesonders in Wasserbillig abgespielt haben, haben bewiesen wie eine lokale, regionale, nationale und internationale Solidarität mit dazu beigetragen haben diesem tragischen Ereignis entgegenzuwirken.

Ich wollte zuerst hervorheben, dass unsere grossherzogliche Familie sich laufend über die Lage in Wasserbillig informiert hat und, dass Sie eine wichtige moralische Unterstützung in diesen nicht einfachen Stunden dargestellt hat.

Meine ersten Gedanken gehen

1. An die drei Erzieherinnen welche in dieser schwierigen Situation ungeheuren Mut und eine innerliche Kraft bewiesen haben, die es ihnen ermöglicht hat trotz allem was mit und um sie geschehen ist sich mit viel Liebe und Zuwendung um das Wohl der Kinder zu kümmern und ihr eigenes Schicksal an zweite Stelle zu setzen. Zusätzlich stellten sie, während der Verhandlungen, eine wichtige Verbindung zwischen der Polizei und dem Täter dar.

2. An die betroffenen Eltern welche vieles ertragen mussten in den zwei Tagen während welchen sie um ihre Kinder bangen mussten. Und ich denke, dass ich, als Familienvater dreier Kinder, dies nachvollziehen konnte.

Wir haben erleben können wie sich, im Laufe der Stunden, eine lokale und eine regionale Solidarität in Wasserbillig und Umgegend entwickelt hat. Etliche Leute haben angeboten sich als Geisel gegen die Kinder eintauschen zu lassen. Desweiteren hat eine grosse Zahl von Menschen ihre Hilfe im Rahmen der Verhandlungen mit dem Geiselnehmer angeboten (wie z.B. der Bürgermeister Henri Frank und seine Frau aus Manternach). Wir konnten auch beobachten wie die Bürger aus Wasserbillig und aus der Umgegend einen wertvollen Beitrag auf dem Gebiet der Logistik und der Organisation leisteten. Viele haben geholfen bei der Betreuung vor Ort, z.B. bei der Verpflegung der verschiedenen Anwesenden (als Beispiel will ich da den Bäcker aus Wasserbillig erwähnen der während der ganzen Nacht Brötchen gebacken hat).

Auf lokaler Ebene gilt mein besonderer Dank dem Bürgermeister Gust Stefanetti und seinem Team welche vom ersten bis zum letzten Augenblick ihren betroffenen Bürger zur Seite standen.

Die ganze Arbeit konnte aber nur ein positives Ende finden dank der exemplarischen Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen und Organisationen welche von dieser Aktion betroffen waren und deren Repräsentanten hier am Tisch sitzen:

  • Staatsanwalt Roby Biwer, der die Verantwortung für den Zugriff auf den Täter trug;

  • Die grossherzogliche Polizei die auf zwei Stellen operiert hat:

1) In der Hauptstadt wo die Operationen von den zwei beigeordneten Direktoren Romain Nettgen und Jean Clement, von Pierre Reuland, dem Chef der Operationen, und von Marc Zovilé, dem Direktor der "Police judiciaire", geleitet wurden;

2) In Wasserbillig wo die Operationen vor Ort von Frau Andrée Colas und Herr Jos Schmit ("commissaires divisionnaires") geleitet wurden.

In diesem Zusammenhang gehört ein besonderes Dank denen die im direkten Kontakt mit dem Geiselnehmer die Verhandlungen geführt haben und den Mitgliedern der Sondereinheit der grossherzoglichen Polizei die den Zugriff auf den Täter organisiert und durchgeführt haben.

Als Verantwortliche konnten wir uns überzeugen mit welchem Professionalismus unsere Polizei diese schwierige Aufgabe gemeistert hat.

Ich möchte es hier aber nicht versäumen auch den deutschen Autoritäten und der deutschen Polizei, mit dem L.K.A. Düsseldorf an der Spitze, sowie der Polizei des Landes Rheinland-Pfalz herzlich zu danken für deren technische Hilfe vor Ort.

Uns wurde desweiteren von Belgien, Frankreich und Portugal logistische Unterstützung angeboten. Auch waren Kontakte mit den amerikanischen Autoritäten geknüpft worden. Unsere belgischen Nachbarn hatten uns einen Helikopter unter dem Kommando von Oberst Perdu zur Verfügung gestellt.

Dieses Unternehmen hat bewiesen was ich vor ein paar Tagen in einem "Topthema" auf RTL gesagt habe: nämlich, dass unsere grossherzogliche Polizei zu einem Korps geworden ist in welchem die beiden Strukturen von Polizei und Gendarmerie zu einer Einheit verwachsen sind die sich voll und ganz auf ihre Verantwortung und ihre Missionen konzentriert. Ich wage es zu behaupten, dass diese Aktion nicht zuletzt so gut auf polizeilicher Ebene koordiniert war wegen der praktischen Umsetzung der Fusion von Polizei und Gendarmerie.

Die "Protection civile"(Zivilschutz)

Die Operationen wurden geleitet vom Direktor Léon Anen, der mit seinen Leuten und seinen Freiwilligen eine wichtige Rolle was die Betreuung der betroffenen Eltern gespielt hat. Ich möchte deshalb auch hier vor allem der "Unité de support psychologique" (Einheit für psychologische Unterstützung), mit an ihrer Spitze Léon Kraus, danken weil sie war, durch die Unterstützung die sie den Familien Tag und Nacht zukommen liess, in den letzten 48 Stunden ein wichtiges Glied in der Kette. Ihre Arbeit ist aber noch nicht beendet weil auch nach dem Ende der Krisensituation eine weitere kontinuierliche psychologische Betreuung nötig sein wird.

Mein Dank gilt aber auch allen Freiwilligen die während der zwei Tage an Ort und Stelle waren und sämtlichem Personal das während der Geiselnahme in den Kliniken bereit stand. Es gilt auch noch zu erwähnen, dass im Rahmen dieser Geiselnahme der "Plan nombreuses victimes" (ein Aktionsplan für den Fall wo eine grosse Zahl von Opfern zu befürchten oder zu beklagen ist) ausgelöst worden ist.

Ein weiteres Dankeschön gilt den Feuerwehreinheiten von Mertert und Wasserbillig und im allgemeinen allen Feuerwehrleuten aus dem Kanton Grevenmacher, mit an ihrer Spitze der Kantonalinspektor Jos Schummer, die die ganze Zeit ebenfalls in Wasserbillig zur Verfügung standen.

Desweiteren befand sich an Ort und Stelle Claude Frieseisen aus dem Innenministerium der mein Verbindungsmann in Wasserbillig war.

Ich will auch denen Regierungsmitgliedern (Premierminister Jean-Claude Juncker und Justizminister Luc Frieden) die mir in der Befehlszentrale in der Hauptstadt ihre Unterstützung zukommen liessen sowie denen, wie Frau Lydie Polfer und Frau Marie-Josée Jacobs, die sich an Ort und Stelle um das Wohl der betroffenen Menschen bemühten danken.

Es sei auch bemerkt, dass die ausländischen Betroffenen durch ihre jeweiligen Botschafter moralische Unterstützung erfuhren. Unsere portugiesische Gemeinschaft, aus welcher 50 % der Betroffenen stammten, erfuhr in Wasserbillig Unterstützung durch den potugiesischen Staatssekretär für die portugiesischen Gemeinschaften im Ausland, Herr José Lello.

Ein aufrichtiges Dankeschön geht aber auch an die luxemburgische Presse für die Art und Weise wie sie über diese Affäre berichtet hat und dafür, dass mit ihr in dieser schlimmen Situation eine Zusammenarbeit möglich war die im Ausland sicher nicht stattgefunden hätte. Das hat vielleicht damit zu tun, dass wir uns als Luxemburger unmittelbarer vom Leid angesprochen fühlen und nicht alleine auf Sensationen aus sind.

Abschliessend möchte ich, im Namen des Grossherzoges Jean und der Grossherzogin Joséphine Charlotte sowie des Erbgrossherzoges Henri und der Erbgrossherzogin Maria Teresa und im Namen der luxemburgischen Regierung, ein herzliches Dankeschön an all die Personen die in irgendeiner Form zum Gelingen dieser Aktion beigetragen haben aussprechen.

Ich würde mir aber allen Herzens wünschen, dass die betroffenen Eltern und ihre Kinder sowie die drei Erzieherinnen diesen schweren Abschnitt in ihrem Leben schnell und gut verarbeiten können: Wir werden jedenfalls unser Möglichstes auch noch in Zukunft dazu beitragen.

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